Gesangskabine – Weiteres

Letztens hat sich eine Person bei mir gemeldet und hatte einige Fragen. Ich möchte jene nicht vorenthalten, da Infos und interessante Gedanken zustandekommen könnten, die andere Personen auch interessieren könnten:

Mail von A.

Hallo aus Berlin
..
Also, meine Fragen betreffen die Schalldämpfung, also meine Musik darf nicht nach draußen gelangen, Konstruktion mit Rigips und Alternativen.

Meine „mögliche“ Kabine hat folgende Daten:

Es soll eine Musik-Übungskabine mit den Maßen
H 220 – B 190 – T 190 gebaut werden.

Die Zeichnung gibt ein bißchen mehr her. Auf dem Papier oder dem Bildschirm sieht immer alles so toll aus…
1. Kabine von oben. Das gelbe im Bild stellt das Alu-Ständerwerk und das braune die Rockwool dar. Bilder der Seiten kann ich auf Wunsch zumailen.
2. Re Seitenwand auf den Boden gelegt. Die Wand ist in drei einzelne Elemente aufgeteilt.
Bilder hier nicht hinterlegt – auf Anfrage

Die Funktion der Kabine besteht darin, laut Musik zu spielen (Gesang und Klavier) und Aufnahmen (Abhören in Zimmerlautstärke) zu tätigen. D.h. daß man außerhalb der Kabine möglichst nichts von der Musik hören darf. Die Kabine steht also an der Wand und hat keinen Kontakt mit dieser (8 cm Abstand zur Eck-Wand).

Zur Bauweise
Decken und Wände:
– Außen doppelt beplankte Gipskarton-Platten (z.B. Rigibs Piano 12,5 mm)
– 80 mm Steinwolle (z.B. Sonorock von Rockwool Sonorock)
– abschließend eine Gipskarton-Platte (z.B. Rigibs Piano 12,5 mm)

Der Boden wird tragend aus Spanplatten & Rockwool & Spanplatten konstruiert.

Meine Fragen:

1. Im Groben müßte das ja Deinen Kabinen-Maßen entsprechen. Kannst Du tatsächlich „laut“ spielen und Musikhören, ohne das etwas nach draußen gelangt? Hast Du so eine starke Schalldämpfung? Würdest Du die nächste Kabine anders bauen, vielleicht mit Änderungen?

2. Normalerweise werden die Wände durchgehend gebaut, so daß ich einen zusammenhängenden „Würfel“ habe.

Da ich die Option wünsche, die Kabine später aufbau- und abbaubar zu haben, möchte ich wissen, ob es einen akustischen Nachteil gibt, wenn ich die einzelnen Wände in mindestens 3 Teilsegmenten baue, und sie später zusammenfüge?
Mit Teilsegmenten meine ich die Bauform wie oben beschrieben in der „Bauweise“.

Die Außenwände der einzelnen Segmente, also wo sonst das blanke Ständerwerk zu sehen ist,wird mit einem dicken gummierten Band beklebt sein, so daß beim zusammendrücken der Segmente, Gummi an Gummi drückt. So würden die Wände luftdicht angepreßt sein.

3. Hast Du Deckenkonstruktion ebenfalls mit Rigips gelöst? Ist das Gewicht nicht zu hoch?

4. Hast Du auch die Variante mit Span- OSB-platten bedacht?

Ich hoffe ich erschlage Dich nicht allzusehr, aber Du hast doch tatsächlich etwas zustande gebracht, was alle möglichen „Rigpis-Profis“ für nicht möglich erachten! Ich denke, die haben keine Erfahrung in diesem Bereich.

Gruß A.

zur Bauweise:
Zu bedenken ist, dass kein Körperschall austreten darf, ergo muss der Boden „schwimmend“ verlegt sein, bei mir mit Styropor geschehen.
Stichwort : schwimmender Estrich

zu 1.
Ich habe keine dB-Tests gemacht, kann also nicht bestätigen, dass ich die theoretischen Werte erreicht habe. Tatsache ist aber, dass meine Frau und mein Kind im Nebenzimmer beruhigt schlafen können, wenn ich Gesangsaufnahmen mache. Ich habe hinter meiner Wohnungswand so ein Musikerpäärchen, das zu den ungewöhnlichsten Zeiten ( Samstag Mitternacht ) rumsingt, auf dem Drumset spielt. DAS ist im ganzen Haus zu hören. Die haben nix gemacht, ausser Molton an die Fenster zu nageln, eher ein Sichtschutz und zum Beruhigen des eigenen Gewissens.

Deine B und H Maße sind gleich, das könnte zu Resonanzen führen. Wenn ich sowas nochmal bauen würde, würde ich vielleicht die Wände windschief zueinander setzen, damit keine extremen Resonanzbäuche und Täler entstehen. Theorie :) Zudem ist die Holz-Tür mit Aufsatz nicht besonders, da würde ich mir beim nächsten Mal mehr Gedanken machen. Aber eine Brandschutztür wiegt doch n bissel zu viel. Nachtrag : Die Holztür funktioniert, aber ich kann mir vorstellen, dass es bessere Möglichkeiten zu humanen Preisen gibt.

zu 2.
Kann funktionieren, könnte aber auch ein Durchlaß für besondere Frequenzen werden.

zu 3.
Ja, die Deckenkonstruktion ist auch Rigips mit Thermarockfüllung, logischerweise mit Profilen gestützt. Ich habe ja geschrieben, dass die Kabine etwa 750kg wiegen müsste, das ist knapp an der Grenze der Tragfähigkeit des Bodens eines Wohnraumes ( ist – glaub ich – 300kg/m² )

zu 4.
Holz habe ich von Vornherein ausgeschlossen, da es zu elastisch und offenporig ist und daher mitschwingt, ergo Schall nicht besonders gut dämpft.

Zitat:
Ich hoffe ich erschlage Dich nicht allzusehr, aber Du hast doch tatsächlich etwas zustande gebracht, was alle möglichen „Rigpis-Profis“ für nicht möglich erachten! Ich denke, die haben keine Erfahrung in diesem Bereich.

Interessant.. Was halten denn die Rigips-Profis für nicht möglich ? Ich habe nach meiner Planung mit einem Freund ( Trockenbauer ) alles durchgesprochen und mir Tipps geben lassen, damit ich beim nächsten Treffen die Einkaufsliste geschrieben habe. Hinter mir im Regal steht ein Rigips-Ordner, wo verschiedenste Wandbauten beschrieben sind, auch bezüglich Dämmung.

Ich würde gerne unseren Dialog in den Thread stellen, damit auch andere Interessierte Infos bekommen.

Re von A. – Vielleicht schreiben wir hier weiter :)
..
also es verspricht spannend zu bleiben:

Der Raum befindet sich unter einem Schrägdach. Diese Schräge muß ich in die Kabine auch einarbeiten. Somit die Maße „nicht alle“ symmetrisch.
Der braune Klotz stellt einen durchgehenden tragenden Balken durch alle „oberen Zimmer“ dar. Unüberwindbar, es sei denn, man kalkuliert die Schräge mit ein.

Tür
Ich muß ja in die Kabine hinein. Da meine Tür links in der Abbildung sein muß, wird diese auch die Schräge in sich haben. Man riet mir ab, eine fertige Tür zu wählen. Besser sei eine doppelt verschraubte Spanplatte mit Rockwool innen (?!?)
Die Tür liegt außen auf einen schmalen Türrahmen, um sie luftdicht verschließen zu können. Auch selbst konstruiert (zumindest auf meinem ruhigen MAC).

Eine Türzarge solltest Du schon einbeziehen, die sind aus Metall, verwindungssteif und tragen sauber die Tür. Im Grunde genommen habe ich ja die gleiche Türkonstruktion. Billigtür von Bauhaus, Rahmen aufgesetzt, mit Thermarock gefüllt und mit einer Spanplatte verschlossen.
Türdicke etwa 9cm, 5cm allein der Aufsatz mit Wolle.

Rigibs Profis meinen
Die sog. Rigibs Profis meinten, diese und damit ja auch Deine Konstruktion würden keinen ausreichenden Schallschutz nach Außen gewähren, so daß immer noch die mittleren bis tiefen Frequenzen hindurch gelangen.

Sie könnten damit recht haben, für ein Drumset in einer Mietwohnung würde ich auch noch anders bauen. Nur wie ich oben schon schrieb, ich brauche keinen 1A-Super-Aufnahmeraum, sondern habe das erfüllt, was ich wollte : Ich kann Nachts aufnehmen ohne dass mir meine Frau oder Mitmieter die Beine ausreissen :)
Hier ein Link zur DIN 4109 ( Schallschutz ). Die Werte im Rigipsordner (Längsdämmmaß hier) sind beschrieben nach dieser DIN. Wenn man sich anschaut, dass Sporthallen eine Dämmung von 55dB haben sollen, ist meine Kabine schon wirklich gut dabei. Wenn Du den Rigipsordner-Link nach unten scrollst, siehst Du, dass die Dämmung NICHT gleichmäßig über den ganzen Frequenzbereich geht, natürlich werden Tiefen und Mitten weniger gedämmt, da muss man den Rigips-Profis recht geben.

Funktion der Kabine
Deshalb stellte ich auch meine Frage, wie laut Du hörst oder ob Du auch in dem Raum abmischen kannst? Denn Anspruch ist ja zum einen laut zu singen, zum anderen Klavier zu spielen und abzumischen. Aber eben auf Zimmerlautstärke.
Singst Du nur oder rockst Du auch laut?
In die Kabine soll ja später mein Aufnahme-Equipment hinein. Wie gesagt, zum Musikmachen und abmischen.

Abmischen tue ich in dem Raum nicht, das mache ich im Arbeitsraum mit Syrincs M3-220 Tagsüber, Aufnehmen tue ich mit Kopfhörern, damit alles reibungslos funktioniert und Niemanden stört.
Grundsätzlich nehme ich Gesang oder Sprecherstimmen auf, da wird es nie so laut, abgesehen von irgendwelchen Rap-Phrasen. Wenn ich kann, werde ich in den nächsten Tagen noch dB-Messungen mit nem Nokia-Telefon machen, für erste Gedanken sollte das reichen.

Die Decke
Bei der Decke kamen Zweifel, sie könnte zu schwer sein. Nach welchen Vorgaben muß ich mich denn richten? Ich meine, nicht daß nach vollendeter Arbeit der Boden wegbricht…
Sollte ich dazu den Wohnungseigentümer um Erlaubnis fragen?

Oh, ich glaube, ich würde nicht fragen. Das endet mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit bei einem NEIN ! Andersrum solltest Du Dir sicher sein, dass Du diesen Wert nicht übersteigst, sonst sind die Kosten astronomisch.

Der Boden
Der Boden ist folgendermaßen konstruiert:
1. viele kleine Gummi-Plättchen bedecken die spätere Fläche
2. Spanplatte liegt auf den Gummi-Plättchen. Die Platte wird von einer Leiste umgeben. Auf der Platte befindet sich Rockwool (z.B. 80mm)
3. Der eigentlich Boden der Kabine liegt nun „schwimmend“ auf der Spanplatten-Rockwool Konstruktion.
Somit wäre der Boden akustisch entkoppelt.

Das klingt doch OK.

Segment Bauweise
Die Idee der segmentalen Bauweise sollte nur einen möglichen Abbau begünstigen. Sonst wäre ja alles Müll.
Frage doch mal Deinen Trockenbauer, wo er denn die Hindernisse sieht? Auch wenn sie luftdicht verschlossen aber nicht verfugt werden.

Tja, ich habe mich damit abgefunden, dass die Kabine in ihrer Lebenszeit die Kosten wieder einspielt ( das hat sie schon ), alles Weitere ist zu meinen Gunsten. Ich versuch mal nachzufragen..

Es gibt ja fertige Holz-Kabinen, für die allerdings ein Vermögen verlangt wird. Und die Hersteller können keine Dachschrägen mit einkalkulieren!

Deshalb muß ich ja auch eine eigene Lösung finden.

Nochmal zu meiner Person : Ich beschäftige mich nicht ausschliesslich mit Ton, deswegen war mein Anspruch auch nicht, eine vollprofessionelle Kabine zu bauen. Aber auf einer Skala von 0-10 würde ich ihr locker eine 8 geben, und das zu einem unschlagbaren Preis.

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